Was ist die Trauerhaltestelle?

Die Trauerhaltestelle besteht aus zwei massiven Betonklammern, die einen geschützten Raum bilden, der gleichzeitig offen für Besucherinnen und Besucher ist. Sie kann alleine oder in kleinen Gruppen betreten werden. Im Inneren laden Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein. Die Trauerhaltestelle will neue Impulse für unsere sich wandelnde Trauer- und Gedenkkultur geben. Dabei stehen die Menschen und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt.

Für wen ist die Trauerhaltestelle gedacht?

Die Trauerhaltestelle steht allen Besucherinnen und Besuchern offen. Es gibt keine Einlasskriterien. Sie versteht sich als Rückzugsort, an dem sich die Menschen in ihrer Trauer, ihrem Gedenken oder ihrem Nachdenken geborgen fühlen können. Gleichzeitig lässt die offene Architektur der Trauerhaltestelle die Menschen ihre Verbundenheit miteinander und mit der Welt erleben. Sie soll einerseits als Ort wirken und für sich stehen – und andererseits zum Nachdenken und zum Gespräch über unsere sich verändernde Bestattungs-, Trauer- und Gedenkkultur anregen.

Wie können Menschen die Trauerhaltestelle nutzen?

Es gibt keine Anleitung und keine Empfehlungen für einen Besuch der Trauerhaltestelle – so wie es auch kein Patentrezept zur Verarbeitung und Bewältigung von Trauer gibt. Die Trauerhaltestelle bietet einen flexiblen Rahmen, in dem die Besucherinnen und Besucher ihren eigenen Bedürfnissen nachspüren können. Was tut mir gut in meiner Trauer? Wie kann ich meiner Trauer Raum geben? Was verbindet mich mit anderen Trauernden? Und was kann oder möchte ich nur mit mir selbst ausmachen? Die Trauerhaltestelle gibt auf sanfte Weise Hilfestellungen zur Aushandlung dieser Fragen – die jedoch ganz unverbindlich bleiben. So haben die Besucherinnen und Besucher im Inneren die Möglichkeit, an designierten Wänden Nachrichten mit Kreide zu hinterlassen. Sie können Blumen oder persönliche Gegenstände ablegen. Sie entscheiden frei, wie lange sie sich in der Trauerhaltestelle aufhalten, ob sie im Stehen oder im Sitzen verweilen oder in Bewegung bleiben möchten, alleine oder mit anderen. Ein Grundverständnis der Trauerhaltestelle ist natürlich, dass die persönlichen Räume der einzelnen Besucherinnen und Besucher respektiert und geachtet werden.

Wo steht die Trauerhaltestelle?

Die Trauerhaltestelle steht in zentraler Lage auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, dem größten Parkfriedhof der Welt. Ihre moderne Gestalt und ihr neuartiger Anspruch bedeuten aber keineswegs einen Bruch mit den gewachsenen Traditionen und Landschaften des Friedhofs. Sie passt sich vielmehr harmonisch ein – und symbolisiert auf diese Weise neue Wege und Möglichkeiten der Friedhofsgestaltung.

Wer steht hinter der Trauerhaltestelle?

Unsere Stiftung pflegt und entwickelt Idee und Konzept der Trauerhaltestelle. Der Bau in Hamburg erfolgte im Auftrag des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur e. V., in enger Abstimmung mit uns und mit den Hamburger Friedhöfen -AöR-.

Woher kommt die Idee der Trauerhaltestelle?

Das Konzept der Trauerhaltestelle geht zurück auf einen Entwurf der Architektin Mareile Höring und der Interior Designerin Solveig Trzebiatowski. Die beiden gewannen mit ihrem Entwurf 2012 beim Architekturwettbewerb „Trauer braucht Raum“ einen Sonderpreis. In diesem Entwurf waren bereits alle entscheidenden Charakteristika der nun realisierten Trauerhaltestelle enthalten: Die offene Gestalt; die Sitzmöglichkeiten im Inneren; die Ablageflächen für Blumen oder persönliche Gegenstände; die harmonische Integration der Trauerhaltestelle in ihre Umgebung. Die Ausarbeitung des Entwurfs und die Realisierung des Wettbewerbsbeitrags der Trauerhaltestelle wurden durch das Architekturbüro Netter-Architekten von Susanne Netter durchgeführt.

Gibt es noch weitere Trauerhaltestellen?

Die Trauerhaltestelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist der erste realisierte Bau. Wir als Stiftung sind indes sehr aufgeschlossen gegenüber Ideen und Ansätzen, auch an anderen Orten Trauerhaltestellen zu errichten oder einzurichten – in Zusammenarbeit mit lokalen oder regionalen Partnern. Nach der Eröffnung in Hamburg und der (hoffentlich zeitnahen) Überwindung der Corona-Pandemie, beobachten wir zunächst einmal den weiteren Weg der Trauerhaltestelle auf Ohlsdorf. Über deren Bedeutung und Anspruch wollen wir einen breiten Dialog anstoßen, aus dem auch Impulse für eventuelle weitere Trauerhaltestellen hervorgehen sollen. Was macht die Trauerhaltestelle aus? Wie erleben Besucherinnen und Besucher die Trauerhaltestelle? Welche Eigenschaften sind entscheidend für ihre Wahrnehmung und Nutzung? Können weitere Trauerhaltestellen auch in abgewandelter Form und Größe entstehen? Können vielleicht auch bestehende Orte zu Trauerhaltestellen werden? Diese Fragen sollen zukünftig im Fokus des Dialogs über Konzept, Anspruch und Erlebnis der Trauerhaltestelle stehen.