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„Man lebt nicht, damit am Ende Gras darüber wächst.“

Der Lausitzer Schriftsteller Jurij Brězan (1916-2006) schrieb diesen Satz wohl nicht nur zur Ermutigung für sich selbst nieder, sondern auch in Hoffnung und Vertrauen darauf, dass wir als Person und mit unserem Tun im Gedächtnis nachfolgender Generationen bleiben.

Dabei sind die Wege und Möglichkeiten der Erinnerung einem ständigen Wandel unterworfen. Heute sehen wir uns zunehmend Videos und digitale Fotosammlungen an, wenn wir uns an Verstorbene erinnern. Früher haben Hinterbliebene in Zeiten des Abschieds und der Trauer gebastelt. Mit Papier und Kleister, mit geprägten Borten, Glanzdruckbildern und Blüten aus Seide und Papier wurden Erinnerungsbilder angefertigt. Die aufwändigsten waren mit filigranem Schmuck aus Menschenhaar (meist wohl von den Verstorbenen stammend) geschmückt und hingen im 19./20. Jahrhundert als "Zimmerdenkmale" in Wohnungen. Es sind liebevolle Spuren derer, die vor uns lebten.

Der Städtische Friedhof Görlitz zeigt seit August 2022 in einer Dauerausstellung solche Zeugnisse historischer Volkskultur. Sie wurde durch den Antiquitätenhändler und -sammler Horst Jordan (1929-2016) zusammengetragen. Es handelt sich um eine in Sachsen einmalige Kollektion zu diesem Themenkreis in öffentlichem Besitz. Insbesondere die Kastenbilder, die Haarbilder und die Arbeiten in Églomisé-Technik besitzen eine eigene künstlerische und kunsthandwerkliche Qualität und optische Attraktivität. Teilweise sind sie in ihrer naiven Form und Gestaltung unserer Zeit etwas fremd. Diese Dinge sind heute aus der Mode gekommen, vieles ist inzwischen unbekannt. Viele der Stücke sind in künstlerischen Techniken ausgeführt, welche heute nahezu ausgestorben sind.

Dazu gehört auch die Herstellung von Blütenarrangements aus abertausenden auf feinen Draht gefädelten winzigen Glasperlen und ihre Verwendung als dauerhafter Grabschmuck. Prächtige Perlkränze aus der Sammlung der Dresdner Künstlerin Susan Donath lassen etwas von der mühevollen Herstellung erahnen.
Eine wunderbare Ergänzung bildet eine Serie 18 großformatiger Farbfotos des Görlitzer Fotografen Martin E. Kautter. Die Aufnahmen einer Tulpenblüte von der Phase der schönsten Farbenpracht über das Welken bis zu ihrem Verlöschen (nicht anders lässt es sich bezeichnen) bilden ein eindrucksvolles Memento mori
Dazu sind Objekte aus der kulturhistorisch reichen Geschichte des Städtischen Friedhofs und als besonders eindrucksvoller Blickfang eine Oberlausitzer Leichenkutsche zu bestaunen. Sie war im benachbarten Reichenbach O./L. bis 2007 im Einsatz.

Die Sammlung ist als Dauerausstellung in der Säulen- und Kuppelhalle (jeweils ca. 100 m²) der Alten Feierhalle des Städtischen Friedhofs Görlitz zu sehen. Das besondere Flair der Feierhalle sowie ihr Standort auf dem Friedhof bieten ein reizvolles, einzigartiges Ambiente für eine Ausstellung über Trauerkultur.

Geführte Besichtigungen für Gruppen sind auf Anfrage jederzeit möglich.

Für alle Fotos gilt © Städtischer Friedhof Görlitz

Kontakt

Wenn Sie nähere Informationen zur Ausstellung wünschen, sie mit Objekten bereichern, finanziell unterstützen oder selbst besuchen möchten, wenden Sie sich bitte an Frau Evelin Mühle, Leiterin des Städtischen Friedhofs Görlitz.

Evelin Mühle

Eigenbetrieb Städtischer Friedhof Görlitz

02826 Görlitz / Schanze 11b
Tel.: 03581-401012
Mail: e.muehle@goerlitz.de