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Trauerhaltestelle

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg gibt es einen Ort, von dem neue Impulse für unsere Trauerkultur ausgehen. Die Trauerhaltestelle ist ein öffentlich zugänglicher Rückzugsort, an dem sich Menschen in ihrer Trauer geborgen fühlen können. Unsere Stiftung pflegt und entwickelt das Konzept der Trauerhaltestelle bereits seit vielen Jahren – den Bau in Hamburg haben wir ideell begleitet. Auf dieser Seite finden Sie Fragen und Antworten rund um dieses außergewöhnliche Projekt.

Was ist die Trauerhaltestelle?

Die Trauerhaltestelle besteht aus zwei massiven Betonklammern, die einen geschützten Raum bilden, der gleichzeitig offen für Besucherinnen und Besucher ist. Sie kann alleine oder in kleinen Gruppen betreten werden. Im Inneren laden Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein. Die Trauerhaltestelle will neue Impulse für unsere sich wandelnde Trauer- und Gedenkkultur geben. Dabei stehen die Menschen und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt.

Für wen ist die Trauerhaltestelle gedacht?

Die Trauerhaltestelle steht allen Besucherinnen und Besuchern offen. Es gibt keine Einlasskriterien. Sie versteht sich als Rückzugsort, an dem sich die Menschen in ihrer Trauer, ihrem Gedenken oder ihrem Nachdenken geborgen fühlen können. Gleichzeitig lässt die offene Architektur der Trauerhaltestelle die Menschen ihre Verbundenheit miteinander und mit der Welt erleben. Sie soll einerseits als Ort wirken und für sich stehen – und andererseits zum Nachdenken und zum Gespräch über unsere sich verändernde Bestattungs-, Trauer- und Gedenkkultur anregen.

Wie können Menschen die Trauerhaltestelle nutzen?

Es gibt keine Anleitung und keine Empfehlungen für einen Besuch der Trauerhaltestelle – so wie es auch kein Patentrezept zur Verarbeitung und Bewältigung von Trauer gibt. Die Trauerhaltestelle bietet einen flexiblen Rahmen, in dem die Besucherinnen und Besucher ihren eigenen Bedürfnissen nachspüren können. Was tut mir gut in meiner Trauer? Wie kann ich meiner Trauer Raum geben? Was verbindet mich mit anderen Trauernden? Und was kann oder möchte ich nur mit mir selbst ausmachen? Die Trauerhaltestelle gibt auf sanfte Weise Hilfestellungen zur Aushandlung dieser Fragen – die jedoch ganz unverbindlich bleiben. So haben die Besucherinnen und Besucher im Inneren die Möglichkeit, an designierten Wänden Nachrichten mit Kreide zu hinterlassen. Sie können Blumen oder persönliche Gegenstände ablegen. Sie entscheiden frei, wie lange sie sich in der Trauerhaltestelle aufhalten, ob sie im Stehen oder im Sitzen verweilen oder in Bewegung bleiben möchten, alleine oder mit anderen. Ein Grundverständnis der Trauerhaltestelle ist natürlich, dass die persönlichen Räume der einzelnen Besucherinnen und Besucher respektiert und geachtet werden.

Wo steht die Trauerhaltestelle?

Die Trauerhaltestelle steht in zentraler Lage auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, dem größten Parkfriedhof der Welt. Ihre moderne Gestalt und ihr neuartiger Anspruch bedeuten aber keineswegs einen Bruch mit den gewachsenen Traditionen und Landschaften des Friedhofs. Sie passt sich vielmehr harmonisch ein – und symbolisiert auf diese Weise neue Wege und Möglichkeiten der Friedhofsgestaltung.

Wer steht hinter der Trauerhaltestelle?

Unsere Stiftung pflegt und entwickelt Idee und Konzept der Trauerhaltestelle. Der Bau in Hamburg erfolgte im Auftrag des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur e. V., in enger Abstimmung mit uns und mit den Hamburger Friedhöfen -AöR-.

Woher kommt die Idee der Trauerhaltestelle?

Das Konzept der Trauerhaltestelle geht zurück auf einen Entwurf der Architektin Mareile Höring und der Interior Designerin Solveig Trzebiatowski. Die beiden gewannen mit ihrem Entwurf 2012 beim Architekturwettbewerb „Trauer braucht Raum“ einen Sonderpreis. In diesem Entwurf waren bereits alle entscheidenden Charakteristika der nun realisierten Trauerhaltestelle enthalten: Die offene Gestalt; die Sitzmöglichkeiten im Inneren; die Ablageflächen für Blumen oder persönliche Gegenstände; die harmonische Integration der Trauerhaltestelle in ihre Umgebung. Die Ausarbeitung des Entwurfs und die Realisierung des Wettbewerbsbeitrags der Trauerhaltestelle wurden durch das Architekturbüro Netter-Architekten von Susanne Netter durchgeführt.

Gibt es noch weitere Trauerhaltestellen?

Die Trauerhaltestelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist der erste realisierte Bau. Wir als Stiftung sind sehr aufgeschlossen gegenüber Ideen und Ansätzen, auch an anderen Orten Trauerhaltestellen zu errichten oder einzurichten – in Zusammenarbeit mit lokalen oder regionalen Partnern. Nach der Fertigstellung in Hamburg beobachten wir den weiteren Weg der Trauerhaltestelle. Über ihre Bedeutung und ihren Anspruch wollen wir einen breiten Dialog anstoßen, aus dem auch Impulse für eventuelle weitere Trauerhaltestellen hervorgehen sollen. Was macht die Trauerhaltestelle aus? Wie erleben Besucherinnen und Besucher die Trauerhaltestelle? Welche Eigenschaften sind entscheidend für ihre Wahrnehmung und Nutzung? Können weitere Trauerhaltestellen auch in abgewandelter Form und Größe entstehen? Können vielleicht auch bestehende Orte zu Trauerhaltestellen werden? Diese Fragen sollen zukünftig im Fokus des Dialogs über Konzept, Anspruch und Erlebnis der Trauerhaltestelle stehen.

A Space for Mourning

The Mourning Stop ("Trauerhaltestelle") at Ohlsdorf Cemetery in Hamburg, Germany, is a place for new perceptions of mourning and grief. It is a retreat within the public space of the cemetery, where visitors can feel secure and explore individual ways to mourn. Fimmaker Pavel Franzusov brings this unique place to life. He meets visitors who have found a personal space to commemorate their loved ones. Through being creative, they themslelves become part of the ever-changing place.

WATCH here with English subtitles.

Ein Raum für Trauer

Im Mai 2023 hatten wir Gelegenheit, einige Tage mit dem Videokünstler und Filmemacher Pavel Franzusov an der Trauerhaltestelle zu verbringen. Dabei sind wir mit Menschen ins Gespräch gekommen, die an und in der Trauerhaltestelle einen Raum für ihr ganz persönliches Gedenken gefunden haben. Wir freuen uns, dass aus den Aufnahmen ein so stimmiger Film entstanden ist, der den besonderen Charakter des Ortes erfahr- und erlebbar macht.

Hier geht es direkt zum Film.

Gesprächsrunde vor Ort

Im September 2022 waren wir mit unseren Freunden von der Forum BEFA zu Besuch an der Trauerhaltestelle. Direkt an und in der Trauerhaltestelle blickten Andreas Niehaus und Stephan Neuser mit unseren Gästen Prof. Norbert Fischer (Universität Hamburg) und Lutz Rehkopf (Hamburger Friedhöfe) zurück auf die vergangenen zwölf Monate. Welches Fazit ziehen sie ein Jahr nach Eröffnung der Trauerhaltestelle? Wie wird der Ort angenommen? Und inwiefern steht die Trauerhaltestelle heute schon sinnbildlich für den Wandel unserer Trauer- und Friedhofskultur?

Das ganze Video können Sie hier nachträglich und kostenfrei schauen.

Ihre Unterstützung zählt!

Mit einer Spende unterstützen Sie uns direkt in unserem Engagement rund um die Trauerhaltestelle. Diesen besonderen Ort wollen wir in den kommenden Jahren zum Anker unserer Stiftungsarbeit machen. Begleiten Sie diesen Prozess! Spenden Sie jetzt – oder werden Sie Förderer!

Podcast

In der zweiten Folge des Podcasts "Ohlsdorf bewegt!" spricht ab Minute 09:42 unter anderem Andreas Niehaus, Vorsitzender des gf. Vorstands der Stiftung, über das Konzept der Trauerhaltestelle, die Realisierung auf dem Ohlsdorfer Friedhof und seine Wünsche für die Zukunft des Projekts. Die ganze Folge können Sie hier anhören. Weiterführende Informationen zum Podcast finden Sie hier.

Fachbeitrag

In Ausgabe Nr. 154,III (2021) von OHLSDORF – Zeitschrift für Trauerkultur findet sich ein programmatischer Beitrag unseres Kulturbeauftragten, Dr. Simon J. Walter, zur Trauerhaltestelle. Der Beitrag ist unter diesem Link auch online verfügbar, kosten- und anmeldefrei.

Kontakt

Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Trauerhaltestelle in Hamburg oder zum Konzept der Trauerhaltestelle? Dann kommen wir gerne mit Ihnen ins Gespräch. Wir freuen uns auch, wenn Sie mit Ideen zu Veranstaltungen, Publikationen etc. rund um die Trauerhaltestelle auf uns zukommen.

Links

Weiterführende Informationen zur Trauerhaltestelle finden Sie auch bei den Hamburger Friedhöfen sowie auf der Projektseite Friedhof2030.